Heinrich Crauel war der Gründer dieses Vereines im Jahre 1920. In einer Festschrift erzählt er die Vorgeschichte des Vereines und die Gründung:
"Es war 1913 im Herbst, Bremerhavener Freimarkt. Das ist der Rummel des Jahres. Mit meiner jungen Frau spaziere ich über den Markt. Da steht eine kleine Bude mit Bretterborten. Und auf allen von oben bis unten Einmachgläser, und in jedem ein Goldfisch. Der Besitzer hält mir Ringe unter die Nase: ,,Drei Ringe 25 Pfennig, werfen Sie mal!" ,,Ach ja", sagt die Frau, ,,wirf mal!" ,,Aber Deern, was sollen wir mit einem Goldfisch?" ,,Doch bitte, wirf mal!" Ich werfe absichtlich schlecht und bums sitzt der Ring über einem Glas. Glas und Fisch sind mein."
Die Geschichte des Aquariumvereins bietet einen umfassenden Einblick in die langjährige Historie des Vereins bis hin zum Zeitpunkt vor dem ersten Weltkrieg. Die Aufzeichnungen wurden sorgfältig in einer Festschrift zum 50. Jubiläum des Vereins festgehalten, um die kontinuierliche Entwicklung und die Erfolge des Vereins über die Jahre hinweg zu dokumentieren.
Dann kam der 1. Weltkrieg und Crauel war in Flandern stationiert. Selbst unter den schwersten Bedingung war er nicht von seiner Leidenschaft abzuhalten. So berichtet er:
"Wir lagen in Flandern, an der Yser bei Dixmuiden. Vier Tage im Schützengraben, vier Tage Ruhe. Eine „ruhige" Stellung. Die verlassenen Dörfer im Hinterland sanken unter täglichem Beschuß dahin. Da sah ich in einem Haus einen Glassturz, wie man ihn über Uhren hat oder Heiligenfiguren. Mir kam der Gedanke - ein Aquarium! In der Baracke setzte ich ihn umgestülpt in eine Konservendose und der Fischkasten war fertig. Fische lieferte die Yser und das Überschwemmungsgebiet und bald standen sechs stolze Becken mit Oberlicht (wozu gab es einen Pionierpark?), besetzt mit je einer Art Fisch, Pflanze und Schnecke. Das ganze Bataillon pilgerte zu dieser Sehenswürdigkeit. Sie warf ein friedliches Licht in die grauen Kriegstage. Als der Sommer 1916 zu Ende ging, kam eine Gruppe Quartiermacher aus der Somme. Der Leutnant sah die Pracht, stellte sich vor als Biologe und fragte, ob ich sie mitnehmen wolle. Teils schweren, teils leichten Herzens übergab ich die Becken und wir zogen etwas still in die Sommeschlacht, die schon einige Monate tobte."
Nach dem 1. Weltkrieg war Crauel zurück in seiner Heimat Bremerhaven. Die Aquarien hatten ihm durch die schwere Zeit geholfen und eine Verbindung zu vielen Kameraden geschaffen. Diese Verbindung wollte er nun auch in der Heimat haben. So berichtet er über die Gründung:
"Der Krieg ging zu Ende, in der Heimat gab es wenig zu beißen. Aber die Aquarien standen noch und halfen über vieles hinweg. Der Kontakt mit zwei Fischfreunden aus der Vorkriegszeit misslang, sie waren draußen geblieben. So saßen am 20. Januar 1920 im Karlshof einige Mann beisammen. Der Karlshof stand in der ,,Bürger", zwei Häuser vor Schlachter Kuhlmann und war ein gediegenes, gemütliches Bierlokal. Ich hatte in die ,,Nordwestdeutsche" ein paar Worte gerückt: Liebhaber von Aquarien möchten sich einfinden. Ein gehässiges Wort sagt: Wo drei Deutsche zusammen sind, da gründen sie einen Verein. Wir waren sogar mit vieren. Und gründeten. Da wir in das 51. Jahr dieses Vereins steigen, seien immerhin die Namen genannt: Der Professor Grewe, Studienrat, der ZolIsekretär Rux, der Eichmeister Koch und der Optiker Crauel. Wir saßen auf einer kleinen Empore im Hintergrund, dicke Tabakschwaden stiegen zu uns herauf und nebelten uns ein. Wie soll der Verein heißen? Wichtiger Punkt! ,,Ja, ,Aquarienverein'!" ,,Nein," sagte Grewe, „wir wollen doch die Liebhaber der niederen Tierwelt nicht ausschließen, z. B. Terrarienliebhaber". - ,,Na, denn vielleicht ,Vivarium'." „Ja", sagte Grewe, ,,der Name ist gut!" Und so ist er bis heute geblieben."
Erstes Vereinsheim des Clubs war ein Klassenzimmer an der Schule des Studienrates Grewe. Später wechselte der Verein in die Schillerschule. Die Pacht war ein Brikett pro Mann.
Der Verein blühte in den Jahren zwischen den Kriegen auf. Er gewann an Mitgliedern und erwarb sogar ein Vereinsgelände. Crauel berichtet darüber folgendes:
"Der Verein wurde größer, die Ansprüche stiegen. Voller Sehnsucht sprach man von einem Tümpelgelände, auf dem man in kleinen Teichen das so wertvolle lebende Futter für die Fische selbst züchten konnte. Da zeigte Alwin Flemming sein großes Können. Er tüftelte, wahrscheinlich bei politischen Gesinnungsgenossen, ein ideales Gelände aus an der jenseitigen Böschung des Bahndammes Bahnhof Geestemünde - Bahnhof Lehe. Ein Pachtvertrag mit der Bahnverwaltung kam zustande, der noch heute besteht. So wurde der Verein im Jahre 1927 Pächter einer beachtlichen Wiese, umrahmt im Westen vom Eisenbahndamm, im Osten vom Sielgraben."
Diese Gelände wuchs stätig und war das Vereinsgelände bis zum Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit wurde die Anlage umfangreich ausgebaut und es wurden viele tolle Feste dort gefeiert. Hier sind auch die ersten Bilder des Vereines entstanden, welche sich bis heute im Archiv des Vereines befinden.
Über die Zeit während des Zweiten Weltkrieges berichtet Crauel:
"Als der zweite Krieg ausbrach, wurde es still im Verein und im Garten. Die jüngeren Mitglieder waren irgendwo in Europa, die Alten standen im heimischen Luftschutz oder bei der Technischen Nothilfe. Das Gartenhaus, so klein es war, ohne Wasser und Licht, mußte der immer größer werdenden Wohnungsnot dienen. Wir hatten Einquartierung bis einige Jahre nach dem Krieg und mußten mit vieler Mühe die Verwahrlosung beseitigen. Unser Paradies war zu einer Dreckecke geworden. Aber die Bäume waren gewachsen, die lange Zeit hatte das Äußere heranreifen lassen zu einem kompakten Gebilde, das nun unserer Arbeit und Wiederherstellung harrte. Hier haben sich verdient gemacht erst Freund Rupprecht und dann Freund James Sheldon, dem einzigen Engländer Deutscher Nation. Wer von den Mitgliedern das Gelände betritt, der tue es in Ehrfurcht vor der (freiwilligen) Arbeit, die in jedem Meter Bodens steckt."
Nach dem Zweiten Weltkrieg berichtet Crauel in seiner Festschrift, dass der Verein in jüngere Hände abgegeben wurde. Somit beendet Crauel nach fast nun 30 Jahren die Fürhrung des Vereins als 1. Vorsitzender. Er schreibt dazu:
"Nach dem 2. Weltkrieg legte der Vorsitzende sein Amt in jüngere Hände. Nach kurzem Übergang übernahm Dr. Herkt die Führung. Er hat unter anderem versucht, uns über die Anatomie des Fisches wenigstens elementar zu unterrichten. Er gab uns viel Wissen von dem wir bis da keine Ahnung hatten. Auch sein Nachfolger, Oberbaurat Schmidt, verschaffte dem Verein eine Fülle von wissenschaftlichen Vorträgen, deren sich der Verein heute mit Dank erinnert. Freund Schmidt hat dem Verein durch sein großes Wissen viel genützt, wir bedauern seinen Abgang, veranlasst durch größere Ziele, außerordentlich. Später hatte den Vorsitz Freund Faber, der einen großen Verdienst hat. an der Errichtung einer Jugendgruppe. (Erstmalig bestand 1953 eine Jugendgruppe. 1969 trat das Vivarium dem Stadtjugendring bei.). In der richtigen Erkenntnis, dass der Jugend die Zukunft gehört, konnten wir auf einer Adventsfeier das hundertste Mitglied begrüßen, kommend aus der Jugendgruppe. Die Aufnahme erfolgte in feierlicher Form."
In den 70er Jahren fand ein reges Vereinsleben statt. Es wurden "Tümpeltouren" gemacht und man beschaffte sich so Insekten für de Ernährung der Fische in den heimischen Aquarien. Es wurden regelmäßig auswärtige Referenten für die Fachvorträge eingeladen. Im Zuge dessen fanden auch zahlreiche Feiern statt.
Mit der verbesserten Technik der Aquarien in dern 70er und 80er Jahren und der damit einhergehenden Anpassung der verschiedenen Wasserparameter, verzeichnete der Verein auch immer mehr Zuchterfolge.
Im Jahr 1978 wurde in Bremerhaven das Gartencenter Wassenaar eröffent. Dies nahm der Verein als Anlass die erste Zierfisch- und Pflanzenbörse in Bremerhaven zu organiseren und durchzuführen. Dies war die Geburtsstunde der regelmäsßgen Börsen in Bremerhaven. Es wurde eine Umfangreiche Börsenanlage von den Mitgliedern gebaut.
In den Jahren 2015 und 2017 nahm der Verein an verschiedenen Veranstaltungen teil. Darunter auch dem Klimakongress im Klimahaus Bremerhaven. Außerdem nahm der Verein am Klimakongress im Jahre 2018 im deutschen Schiffartsmuseum Bremerhaven teil. An all den Kongressen richtete der Verein verschiedene Aquarien ein.
In den letzten Jahren ist der Verein altersbedingt in Vergessenheit geraten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Verein im Jahr 2023 bereits so gut wie augelöst wurde. Dank einer Initative verschiedenen Mitglieder, darunter Birgit Dröge und Oscar von Ewald, wurde der Verein gerettet. Leider hat der Verein dadruch seinen vorherigen glanz und viele Kooperationsmitglieder verloren.
Im Jahr 2024 konstitutierte sich der Verein neu. Es wurden als 1. Vorsitzender Adrian von der Decken und als 2. Vorsitzender Angelo Brás dos Santos gewählt.
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